macht sich von allein, sagt mein Mann.
Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.
Wie eine Frau sich überhaupt beklagen kann ist unbegreiflich, sagt mein Mann.
So sprach angeblich der Angetraute der Sängerin Johanna von Koczian im Jahre 1977 zu seiner Frau, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kam und sich die Pantoffeln und die Zeitung reichen ließ.
In den 70er Jahren war die Berufstätigkeit von Frauen nämlich noch nicht so weit verbreitet wie heute. Frauen waren in der Regel mit der Familiensorge betraut und hielten dem Gatten daheim den Rücken frei, kümmerten sich um Kind und Kegel und waren mit dieser Aufgabe in den Augen vieler Männer überhaupt nicht „belastet“. Denn die Technik hatte in den Haushalten Einzug gehalten und Man(n) glaubte damals, damit macht sich eben alles von allein!
Im Zeitraum von 1950 bis 1970 umfasste die Technisierung des Haushalts den Staubsauger, den Kühl- und Gefrierschrank, die Waschmaschine und den Trockner, den elektrischen Herd sowie zahlreiche kleinere Küchenmaschinen. Ich erinnere mich z.B. noch an die elektrische Kaffeemühle meiner Oma oder die Wäscheschleuder meiner Mutter, die nie so rund lief, wie es die Werbung versprach.
Die Zeiten haben sich jedoch eklatant verändern. Frauen tragen heutzutage in der Regel durch Berufstätigkeit ebenso zum Haushaltseinkommen bei, arbeiten nicht selten ebenfalls in Vollzeit und vollziehen einen unglaublichen Spagat hinsichtlich der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie.
Hier die neusten Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Frauen erbringen im Durchschnitt knapp 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, Männer knapp 21 Stunden.
Fast die Hälfte der unbezahlten Arbeit von Frauen besteht aus klassischer Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen.
Und während jeder 4. Vater findet, dass er zu viel Zeit im Job verbringt, empfindet jede 4. erwerbstätige Mutter die Zeit für ihre Erwerbsarbeit als zu knapp bemessen.
Somit wurde die Lücke der unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern im Zeitvergleich zwar kleiner, sie ist aber nach wie vor beachtlich.
Zudem leisten Mütter mit Kindern unter 6 Jahren pro Woche durchschnittlich 13.5 Stunden weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder, was nicht verwundert.
Ob wir es als Gesellschaft jemals hinbekommen, dass Care-Arbeit gleich verteilt ist und Frauen und Männer am Arbeitsmarkt genauso stark präsent sein können, das ist auch für mich als Gleichstellungsbeauftragte eine spannende Frage und Aufgabe.
Eventuell müssen wir Frauen einfach noch mehr lernen, Aufgaben abzugeben und dabei akzeptieren, dass der Partner es nicht so erledigt, wie man selbst. Was ja nicht heißt, dass er es nicht ebenso gut oder sogar effektiver tut, nur eben anders.
Gegebenenfalls müssen auch Männer noch genauer hinschauen und gerne einmal für sich zusammenrechnen, was die Partnerin und Mutter der gemeinsamen Kinder neben Beruf und Familie alles so leistet, um motivierter zu sein, noch die eine oder andere Aufgabe zu übernehmen.
Dabei hilft, wie so oft heute, auch gerne eine App, in diesem Falle „Who cares“.
Diese zeichnet in Echtzeit auf, welche Aufgaben man im Haushalt und in der Familie erledigt. Also eine Art Stoppuhr für die Care-Arbeit.
Verschiedene Funktionen werden durch Bilder angezeigt. Die Symbole sind sehr einfach zu verstehen. Zudem gibt es auch die Funktion für emotionale Arbeit. Die App macht also auch die Tätigkeiten sichtbar, die nebenbei oder im Hintergrund erledigt werden.
Zudem errechnet sie auf der Basis des Mindestlohns den Wert der unbezahlten Tätigkeiten.
Nutzerinnen und Nutzer können auf diese Weise nachvollziehen, wie viel sie verdienen würden, wenn ihre unbezahlte Care-Arbeit entlohnt würde. Der Gedanke dahinter: Care-Arbeit ist Arbeit –
und sie hat einen Wert!
Herzlichst
Evelyn Hollmann
Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Uetze